Wer ist Thomas Reiter?
Wer ist Thomas Reiter?
Thomas Reiter führte wahrlich ein Leben zwischen Himmel und Erde. Er war Astronaut und Raumfahrtexperte. Danach war er als Vorstand für Raumfahrtforschung und -entwicklung des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) und als Leiter des Direktorats für bemannte Raumfahrt bei der ESA tätig. Seit dem Jahr 2021 ist Thomas Reiter im Ruhestand.
Kindheit und Ausbildung: Die ersten Schritte zu den Sternen
Thomas Reiter verbrachte seine Kindheit und Jugend in Neu-Isenburg bei Frankfurt am Main. Seine Eltern waren begeisterte Segelflieger. Das gab dem jungen Thomas die Möglichkeit, bereits frühzeitig das Interesse an der Fliegerei zu entwickeln. Nach dem Abitur folgte er seiner Berufung und studierte Luft- und Raumfahrttechnik in München an der Universität der Bundeswehr. Im Dezember 1982 beendete er sein Studium.
Pilotenlaufbahn
Thomas Reiter erinnert sich: „Als ich in ein Alter kam, wo man konkrete Überlegungen anstellt, welchen Beruf man ergreifen soll, habe ich mir gedacht, dass die Chancen in Europa, Astronaut zu werden, verschwindend gering sind.“ So ging er in die USA. Dort wurde er auf der Sheppard Air Force Base in Texas zum Jetpiloten ausgebildet.
Nach seiner Zeit beim Jagdbombergeschwader 43 am Fliegerhorst Oldenburg in Niedersachsen erfolgte im Jahr 1990 die Rückkehr von Thomas Reiter nach Oberbayern. Dort wurde er an der wehrtechnischen Dienststelle 61 in Manching zum Testpiloten ausgebildet.
Im darauffolgenden Jahr durchlief er eine Umschulung auf das Waffensystem Panavia Tornado. Thomas Reiter setzte seine Ausbildung fort und absolvierte die britische Testpilotenschule ETPS (Empire Test Pilots School) in Boscombe Down. Diese Ausbildung schloss er im Dezember 1992 erfolgreich ab, indem ihm das Diplom „Testpilot Erster Klasse“ verliehen wurde.
Reiters Weg zum Astronauten
Im Jahr 1989 startete die Europäische Weltraumorganisation (ESA) die Suche nach Bewerbern für ihre zweite Astronautengruppe. In diesem Zusammenhang meldete sich Reiter zusammen mit mehr als 22.000 Europäern. Insgesamt wurden 60 potenzielle Bewerber ausgewählt, von denen schließlich im Mai 1992 sechs neue Mitglieder des europäischen Astronautenkorps der Öffentlichkeit präsentiert wurden, darunter auch Thomas Reiter.
Seine Begeisterung und Entschlossenheit führten ihn zu drei beeindruckenden Weltraummissionen. „Raumfahrt ist Pionierarbeit“, betonte Reiter stets und unterstrich damit die Bedeutung seiner Missionen.
Thomas Reiter flog zur Raumstation Mir
Im Mai 1993 wurden vier ESA-Raumfahrer ausgewählt, um an zwei geplanten Raumflügen zur russischen Raumstation Mir teilzunehmen. Reiter wurde für „Euromir 95“ ausgewählt. Am 3. September 1995 startete Reiter an Bord von Sojus TM-22 zur Mir-Station. Am 20. Oktober 1995 führte Reiter den ersten Weltraumausstieg eines deutschen Raumfahrers durch. Im Februar 1996 wiederholte er dieses Unterfangen. Insgesamt verbrachte Reiter 176 Tage, 20 Stunden und 50 Minuten an Bord der Mir.
Ausbildung für Sojus-Raumschiffe
Nach seinem erfolgreichen Raumflug absolvierte Reiter ab Oktober 1996 eine Intensivausbildung für Sojus-Raumschiffe. Im September 1997 und März 1999 diente Reiter erneut bei der Luftwaffe in Deutschland, wo er als Kommandeur der fliegenden Gruppe beim Jagdbombergeschwader 38 auf dem Fliegerhorst Upjever in Niedersachsen eingesetzt war.
Mission STS-121 mit Thomas Reiter
Im April 1999 nahm Reiter seinen Dienst als ESA-Raumfahrer wieder auf und arbeitete am europäischen ATV-Transportfahrzeug. Die Mission STS-121, Reiters „Zubringer“ zur ISS, startete am 4. Juli 2006 nach einjähriger Verzögerung aufgrund von Problemen mit abfallendem Schaumstoff am Außentank der vorherigen Mission. Zwei Tage nach dem Start erreichte er die ISS und wurde Teil der ISS-Expedition 13. Gemeinsam mit seinem Kollegen führte er Reparaturen und Wartungsarbeiten durch.
Reiter verbrachte 166 Tage bis zum 19. Dezember 2006 an Bord der Raumstation und kehrte am 22. Dezember 2006 mit der Shuttle-Mission STS-116 zur Erde zurück. Mit dieser Mission hielt er den Titel des europäischen Raumfahrers mit der zweitlängsten Aufenthaltsdauer im All, nur übertroffen von Alexander Gerst.
Die Rückkehr zur Erde: Reiters Rolle bei Airbus
Nach seinem Abschied von der aktiven Raumfahrt leitete Thomas Reiter die Space Division bei Airbus. In dieser Position trieb er wichtige Innovationen voran. Danach war er als Vorstand für Raumfahrtforschung und -entwicklung des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) und als Leiter des Direktorats für bemannte Raumfahrt bei der ESA tätig.
Ein Mann der Erde – Reiters Privatleben
Abseits der Sterne zeigt sich Reiter bodenständig. Natur und Familie sind ihm wichtig. „Die Erde ist einzigartig“, sagt er. Seine Worte spiegeln eine tiefe Verbundenheit mit unserem Heimatplaneten wider. Seit 2021 ist Thomas Reiter im Ruhestand.