Wer ist Thomas Enders?


Wer ist Thomas Enders?

Thomas (Tom) Enders ist ein renommierter deutscher Manager. Während seiner Amtszeit bei Airbus hat sich das Unternehmen erheblich verändert. Der Konzern ist nun börsennotiert, streng privatwirtschaftlich geführt und äußerst erfolgreich – trotz Strafzahlungen in Milliardenhöhe.
Kindheit und Ausbildung
Enders wurde am 21. Dezember 1958 in Neuschlade im Westerwald geboren. Er war Sohn eines Schäfers. In einem Interview erzählte er, dass das Leben in seiner Familie hart gewesen sei. Enders war der erste in seiner Familie, der ein Abitur machte. Nach seinem Abitur am Kopernikus-Gymnasium Wissen diente er als Fallschirmjäger bei der Bundeswehr. Anschließend studierte er Wirtschaftswissenschaften sowie Politik- und Geschichtswissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der University of California, Los Angeles. Im Jahr 1987 erlangte er seinen Doktortitel mit einer Arbeit über die SPD und die äußere Sicherheit.
Berufliche Erfahrungen
Enders begann seine berufliche Laufbahn als Assistent im Deutschen Bundestag und war später Wissenschaftlicher Mitarbeiter in verschiedenen Institutionen. Sein Einstieg in die Luft- und Raumfahrtindustrie erfolgte 1991 bei MBB/DASA in München. Dort hatte er verschiedene Marketing-Positionen inne. Nach unterschiedlichen Führungspositionen innerhalb der EADS wurde er 2004 Vorstandsvorsitzender der EADS Deutschland GmbH und übernahm im Jahr 2012 als CEO die Leitung von Airbus. Er startete sofort, seinem Naturell entsprechend, mit entscheidenden Maßnahmen.

Tom Enders und seine Entscheidungen bei Airbus
Enders schloss Verwaltungssitze wie München und erklärte Toulouse zum klaren Hauptquartier des Unternehmens. Diese Vorgehensweise wurde von einigen Kritikern als Verrat deutscher Interessen betrachtet. Gleichzeitig mussten jedoch auch die Franzosen einige Einschnitte hinnehmen, darunter die Schließung der angesehenen Niederlassung in Paris.
Nicht alle Strategien von Enders führten zum Erfolg. Insbesondere sein Vorhaben einer Fusion mit BAE Systems, das EADS im Rüstungsbereich vorangebracht und einen europäischen Militärriesen geschaffen hätte, scheiterte 2012. Angela Merkel, damalige Bundeskanzlerin, intervenierte und verhinderte den Zusammenschluss.
Wegen solcher Ereignisse zählt Enders heute zu den scharfen Kritikern der Ex-Kanzlerin. Er macht sie mitverantwortlich für die Vernachlässigung der Bundeswehr, die aktuell deutlich sichtbar ist. Jedoch sieht Enders in dieser Episode nicht nur eine berufliche Niederlage, sondern auch einen Triumph: „Es war mein größter beruflicher Rückschlag“, resümierte der Manager, „aber gleichzeitig wurde daraus ein großer Erfolg.“
Enders machte aus einer Niederlage einen riesigen Erfolg
Enders gelang es, die Staatsbeteiligung an Airbus zu reduzieren. Deutschland und Frankreich halten heute jeweils 10,9 %, während Spanien 4,1 % besitzt. Gleichzeitig stimmten die Regierungen der Unabhängigkeit des Verwaltungsboards sowie der Abschaffung von Vetorechten und Berufungsprivilegien zu.
Aus EADS wurde Airbus
Im Jahr 2014 setzte Tom Enders ein bedeutsames Signal, indem er das sperrige Kürzel EADS (European Aeronautic Defence and Space Company) abschaffte. Seitdem trägt der Konzern den simplen und überzeugenden Namen Airbus.
Korruptionsvorwürfe und Selbstanzeige
In den frühen 2000er Jahren war Enders mit Korruptionsvorwürfen im Vertrieb konfrontiert. Damals beschloss der CEO, den „Laden auf den Kopf zu stellen“, wie er es selbst nannte. Er wies den Vorwurf, sein Unternehmen habe über Jahre hinweg bestochen, um an Flugzeugaufträge zu kommen, grundsätzlich zurück. Enders zeigte jedoch sein Unternehmen selbst bei der britischen Antikorruptionsbehörde SFO an, damit eventuelle Ungereimtheiten aufgeklärt werden können.
Tom Enders stimmte seine Mitarbeiter im Jahr 2016 darauf ein, mit „erheblichen Strafen“ zu rechnen. Im Jahr 2020 musste Airbus die gigantische Summe von 3,6 Milliarden Euro als Strafe wegen Korruption zahlen. Im Jahr 2019 trat Tom Enders als CEO von Airbus zurück. Er übergab seine Position an Guillaume Faury.

Enders ging nicht mit leeren Händen
Beim Verlassen des Unternehmens nach fast sieben Jahren an der Spitze des Konzerns ging Tom Enders nicht leer aus. Gemäß der Analysefirma Proxinvest bekam er die Zusage für Rentenzahlungen von 26,3 Millionen Euro für die nächsten 20 Jahre. Zusätzlich zu dieser Summe bekam Enders auch Aktien im Wert von 7,3 Millionen Euro und eine Prämie von 3,2 Millionen Euro.
Aktuelle Tätigkeiten
Nach seinem Ausscheiden aus Airbus gründete Enders das Unternehmen Monarch, das sich mit Fragen der Demokratiesicherung, Informationssicherheit bei komplexen Datenlagen sowie Methoden zur Nachverfolgung von Betrug und Korruption beschäftigt.
Enders, der verheiratet ist, ist auf politischer Ebene weiterhin aktiv.