Wer ist Reinhold Würth?
Wer ist Reinhold Würth?
Reinhold Würth, geboren am 20. April 1935 in Öhringen, ist ein deutsch-österreichischer Unternehmer. Ab 1954 entwickelte sich sein Unternehmen zum internationalen Marktführer in Befestigungs- und Montagetechnik mit 87.000 Mitarbeitern.
Kindheit und Berufsleben
Reinhold Würth, Sohn von Alma und Adolf Würth, wuchs in Künzelsau auf. Die Eltern gründeten im Jahr 1945 eine Schraubengroßhandlung. Reinhold erhielt Violinunterricht. Mit 14 verließ er die Schule und wurde 1949 Lehrling im elterlichen Schraubengroßhandel. Er verkaufte Schrauben seit seinem 14. Lebensjahr und entwickelte den Zweimannbetrieb nach dem plötzlichen Tod seines Vaters zu einem führenden Spezialisten für Befestigungs- und Montagematerial.
Im Jahr 2023 erzielte der Konzern einen Jahresumsatz von mehr als 14 Milliarden Euro und beschäftigt über 80.000 Mitarbeiter in 400 Gesellschaften in mehr als 80 Ländern. „Reinhold Würth hat beeindruckend gezeigt, dass man mit bescheidenen Anfängen ein weltweit erfolgreiches Unternehmen aufbauen kann“, lobte Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Familienunternehmen wie Würth tragen dazu bei, dass Baden-Württemberg stets die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und das Wohl der Allgemeinheit im Blick hat. Die folgende Statistik zeigt die beeindruckende Umsatzentwicklung der Würth-Gruppe nach Geschäftsbereichen in den Jahren 2005 bis 2022 in Millionen Euro.
Gemeinsame Geschäftsführung mit der Tochter
Lange Jahre führte Reinhold Würth sein Unternehmen gemeinsam mit seiner Tochter Bettina. „Unsere Zusammenarbeit ist harmonisch“, sagte er in einem Interview. Doch es ist auch bekannt, dass es der Patriarch seiner Tochter nicht immer leicht machte. Heute vertraut er ihr uneingeschränkt.
Reinhold Würth ist ein Unikat
Reinhold Würth ist zweifellos ein herausragender Unternehmer, ein Unikat. Er repräsentiert eine Generation, die so schnell nicht wiederkehren wird. Die Nachkriegszeit war geprägt von einem Neuanfang nach dem Zusammenbruch des Nazideutschlands. 72 Jahre Firmenzugehörigkeit sind schwer zu fassen für Vertreter der Generationen X, Y oder Z. „Die Hauptversammlung bin ich“, sagte er in einem Interview zu seinem 80. Geburtstag vor sechs Jahren.
Reinhold Würth bleibt trotz seiner 87 Jahre auch weiterhin Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats. Obwohl er seit über 27 Jahren andere das Tagesgeschäft führen lässt, behält er bei den entscheidenden Angelegenheiten nach wie vor das letzte Wort. Inzwischen geht er etwas spielerischer mit seiner Macht um.
Reinhold Würth ist noch immer aktiv
„Mein Unternehmen ist meine Leidenschaft, es ist für mich keine Verpflichtung. Bei Entscheidungen halte ich mich im Hintergrund. Nur bei grundlegenden Angelegenheiten gebe ich meinen Input. Das Unternehmen ist heute meine Modelleisenbahn“, so beschreibt Reinhold Würth seine Rolle ungefiltert. Es bereitet ihm einfach Freude, wenn er das Haus verlässt, nach Bozen zu einer Aufsichtsratssitzung der italienischen Landesgesellschaft fliegt und abends zurückkehrt. Früher flog er selbst. Die Modelle seiner Firmenjets zieren nun seinen Schreibtisch.
Produktivität muss sich in den nächsten 20 Jahren verdoppeln
Der 86-Jährige spielt gerne mit Worten. Der Unternehmer denkt auch heute noch weit in die Zukunft. Einen Mann wie ihn muss man selbst sprechen lassen und ausführlicher zitieren als üblich. „Ich versuche immer, weit vorauszudenken bis ins Jahr 2050, auch wenn ich das nicht mehr erleben werde“, sagte Würth.
Bei Reinhold Würth passt ein Stein auf den anderen
Der umtriebige Unternehmenspatriarch sieht in den nächsten Jahren große Veränderungen auf Unternehmer zukommen. Digitalisierung und Produktivität spielen dabei zentrale Rollen: „Unsere Produktivität muss sich in den nächsten 20 Jahren verdoppeln, wenn wir in 30 Jahren noch relevant sein wollen. Die Logistik muss mit voll automatischer Kommissionierung funktionieren. Mein Ziel ist ein Baukastensystem für unsere Produkte. Alles muss zusammenpassen, wie bei Lego.“ Seine klaren Augen strahlen, wenn es um das Geschäft geht: „Wir verfügen über eine Milliarde flüssige Mittel. Das Unternehmen ist finanziell robust. Wir sind dieses Jahr auf Rekordkurs und werden zwischen 14 und 15 Milliarden Euro umsetzen sowie ein Rekordbetriebsergebnis erzielen, wenn nicht noch Materialmangel oder eine weitere Pandemiewelle dazwischenkommt.“
Reinhold Würth gehört zu den reichsten Deutschen
Forbes schätzte sein Vermögen im Jahr 2023 auf 16,6 Milliarden US-Dollar, womit er zu den reichsten Deutschen gehört. Im Jahr 1987 gründete er Familienstiftungen für den Bestand des Unternehmens und ist weiterhin Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe. Seine Tochter Bettina Würth leitet seit 2006 den Beirat.
Familienleben
Seit 1956 ist Reinhold Würth mit Carmen Würth verheiratet und hat mit ihr drei erwachsene Kinder. Das Ehepaar, Mitglied der Neuapostolischen Kirche, residiert seit 1974 im Schloss Hermersberg bei Niedernhall, das Würth sowie andere historische hohenlohische Gebäude aufwändig renovieren ließ. Über 40 Jahre lang war er mit eigenen Geschäftsflugzeugen unterwegs und besaß eine Berufspilotenlizenz (ATPL), die er 2015 aus gesundheitlichen Gründen aufgab.