Wer ist Alexander Gerst?
Wer ist Alexander Gerst?
Alexander Gerst ist Astronaut und Geophysiker, Abenteurer und seit Jahren ein Botschafter für die Wissenschaft und die Natur. Mit insgesamt 363 Tagen im Weltraum hat er die Erde oft aus einer Perspektive gesehen, die nur wenigen Menschen vergönnt ist. Seine zweite Mission zur Internationalen Raumstation, die Horizons-Mission, startete am sechsten Juni 2018 und wurde zu einer der prägendsten Erfahrungen seines Lebens.
Alexander Gerst: Eine frühe Faszination für das Unbekannte
Alexander Gerst wurde am dritten Mai 1976 in Künzelsau geboren. Schon als Kind war er neugierig und faszinierte sich für das Unbekannte – die Weiten des Weltalls, die Rätsel der Vulkane und die Tiefen der Ozeane. Diese Neugier trieb ihn dazu, Geophysik zu studieren und später eine Karriere als Vulkanologe zu verfolgen.
Sein Interesse an Vulkanen führte ihn bis nach Neuseeland und die Antarktis, wo er die Dynamik der Vulkane erforschte. Wäre sein Weg zum Astronauten anders verlaufen, so sagte er einmal, hätte er wohl als Vulkanforscher in Alaska gearbeitet. Doch der Ruf des Weltalls war stärker.
Der Weg zur Europäischen Weltraumorganisation
Im Jahr 2009 wagte Gerst einen großen Schritt: Er bewarb sich bei der ESA, der Europäischen Weltraumorganisation, um Astronaut zu werden. Die Konkurrenz war gewaltig – mehr als achttausend Bewerber kämpften um sechs Stellen. Doch Gersts wissenschaftlicher Hintergrund und seine Erfahrung im Umgang mit Extremsituationen überzeugten die Auswahlkommission.
Die Ausbildung war hart. Vor allem der dreimonatige Sprachkurs in Russisch galt als Herausforderung. „Auf der ISS sprechen wir meistens Russisch. Das ist nicht einfach, aber irgendwann spricht man eben ‚kosmisch‘, eine Mischung aus allen möglichen Sprachen“, erzählte Gerst.
Sein erster Flug zur ISS: Die Blue Dot-Mission
Fünf Jahre nach Beginn seiner Astronautenausbildung war es so weit: Im Jahr 2014 startete Alexander Gerst zu seinem ersten Flug zur ISS. Diese Mission, die er „Blue Dot“ nannte, erfüllte ihm einen Kindheitstraum. Schon damals erlebte er viele erste Male: die Schwerelosigkeit, den Ausblick auf die Erde von oben und das Leben in einem engen Raum auf der ISS.
Während seines Aufenthalts führte Gerst zahlreiche Experimente durch und war dabei eng mit seinem Team verbunden. Besonders die enge Zusammenarbeit mit seinen Crewmitgliedern, dem Russen Maxim Surajew und dem US-Amerikaner Gregory Reid Wiseman, formte ein eingeschworenes Team. „Nach zwei Jahren Training kennt man die Macken der anderen und weiß, wie man selbst reagiert“, sagte Gerst einmal über diese Zeit.
Die Horizons-Mission und die Rolle des Kommandanten
Am sechsten Juni 2018 begann Gersts zweite Mission, die Horizons-Mission, die ihn erneut zur ISS führte. Diese Reise brachte ihm nicht nur neue wissenschaftliche Aufgaben, sondern auch eine große Verantwortung: Am dritten Oktober 2018 übernahm Gerst das Kommando über die Raumstation.
Als erster deutscher und zweiter ESA-Astronaut in dieser Rolle war er verantwortlich für die Sicherheit und den Betrieb der ISS. „Die Verantwortung als Kommandant ist enorm“, erklärte er. Sollte die Kommunikation zur Erde abbrechen, liegt das Kommando vollständig in den Händen des Kommandanten. In dieser Zeit führte er die Crew mit Ruhe und Gelassenheit und trug maßgeblich zur Motivation und Zusammenarbeit an Bord bei.
Forschung für die Erde und künftige Missionen
Während der Horizons-Mission führte Gerst mehr als sechzig europäische Experimente durch, darunter das Projekt Dosis 3D, das die Strahlenbelastung an Bord der ISS analysierte. Gerst installierte die erste kommerzielle Forschungseinrichtung im Columbus-Labor und schuf damit neue Möglichkeiten für wissenschaftliche Studien.
Am zwanzigsten Dezember 2018 endete die Horizons-Mission. Gerst kehrte sicher zur Erde zurück. „Ich wollte so viele Eindrücke wie möglich sammeln und als anderer Mensch zurückkehren“, sagte er. Die Bilder und Videos, die er aus dem All teilte, sind heute online verfügbar und lassen die Menschen an seinen Eindrücken teilhaben.
Einsatz für den Klimaschutz und die nächste Generation
Nach seiner Rückkehr widmete sich Gerst neuen Aufgaben bei der ESA, etwa der Planung der Mond-Raumstation „Gateway“, die eine Unterstützung für zukünftige Mondmissionen bieten soll.
Auch war er an der Auswahl der nächsten Astronautengruppe beteiligt, die 2023 ihr Training in Köln begann. Heute leitet er die Abteilung „Astronaut Operations“ im Europäischen Astronautenzentrum und begleitet die nächste Generation von Weltraumpionieren.
Vom Astronauten zum Mentor und Botschafter
Seit März 2023 betreut Alexander Gerst die neue Gruppe europäischer Astronauten und koordiniert die logistische Unterstützung zukünftiger Missionen zur ISS und zum Mond.
Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist Alexander Gerst auch als UNICEF-Botschafter aktiv und setzt sich für Kinderrechte ein. In zahlreichen Auftritten und TV-Dokumentationen erzählt er von seinen Abenteuern und Erlebnissen im All. Gerst veröffentlichte zwei Bücher, in denen er die Bedeutung des Weltalls für das Verständnis der Erde beschreibt und gibt so sein Wissen an eine breite Öffentlichkeit weiter.